Gipfel zu besteigen ist eine kulturelle Erfindung, die vor dreihundert Jahren begann und nicht nur spektakul?re Blicke in j?he Abgr?nde bot, sondern auch in die nicht minder schwindelerregende Vergangenheit der Erde. In der Romantik wandelten sich die Berge endg?ltig vom gemiedenen Ort des Schreckens zu einem der Anziehung. Die vermeintliche Heimat von Drachen wurde zum begehrten Ziel menschlichen – vor allem m?nnlichen – Forscherdrangs. Ob Naturwissenschaftler oder Abenteurer, ob Philosophen oder Poeten, sie alle versprachen sich in den eisigen, sauerstoffarmen H?hen unvergleichliche Erfahrungen und Erkenntnisse, f?r die es sein Leben zu riskieren lohnt: der Sog von Macht und Angst, das Gef?hl von Erhabenheit und das Erleben fragiler Sch?nheit. In seinem preisgekr?nten Deb?t, das ihn schlagartig bekannt machte, folgt Robert Macfarlane den Vorstellungswelten der bisweilen fatalen Faszination, die Auft?rmungen von Granit-, Basalt- und Kalksteinschichten bis heute in Menschen ausl?sen, sodass sie nichts anderes mehr als Berge im Kopf haben. Wie kein Zweiter wei? Macfarlane, das eigene Erleben mit dem Gelesenen zu verbinden. Anschaulich und ebenso belesen wie lebendig verbindet er die eigenen Klettererfahrungen mit den Berichten legend?rer Bergaufstiege, wie beispielsweise dem Versuch George Mallorys am Mount Everest, von dessen H?hen dieser 1924 nicht wiederkommen wird. Drei Jahre vor seinem Tod schreibt er an seine Frau Ruth: «Der Everest hat die steilsten Grate und die furchtbarsten Abgr?nde, die ich je gesehen habe. Liebling – ich kann dir nicht beschreiben, wie sehr er von mir Besitz ergriffen hat.»