книга Uomo Sospiro
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Uomo Sospiro

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Eine private Reise f?hrte mich in einem Sp?therbst nach Venedig. Neben San Marco besuchte ich den Dogenpalast. Beeindruckende R?ume mit meterhohen und -breiten Gem?lden, altehrw?rdigem Mobiliar, kurz: die Sonnenseiten von Politik und Herrschaft, bekam ich zu sehen. Aber ich...Ещё
Eine private Reise f?hrte mich in einem Sp?therbst nach Venedig. Neben San Marco besuchte ich den Dogenpalast. Beeindruckende R?ume mit meterhohen und -breiten Gem?lden, altehrw?rdigem Mobiliar, kurz: die Sonnenseiten von Politik und Herrschaft, bekam ich zu sehen. Aber ich besichtigte ebenfalls eine andere, furchtbare Welt – das Gef?ngnis. Vor vielen Jahrhunderten ?berquerten H?ftlinge die «Seufzerbr?cke». Wer als BesucherIn diesen Weg geht und das Gef?ngnisgeb?ude mit eigenen Augen sieht, kann sich vorstellen, wie ein Mensch in diesem Verlies sein Leben fristete; viele Jahre, ohne Garantie auf Wiederkehr, den freien Blick in den Himmel entsagend. Mich haben die Eindr?cke damals bewogen, diesen Teil der Geschichte Venedigs mit einer anderen, der deutschen Geschichte, zu verbinden. Manchmal werden Umweg und Distanz n?tig, um sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, dessen wahren Kern zu erkennen und zu akzeptieren, gefordert ist. Vor meinem Umzug nach S?dtirol wohnte ich keinen Kilometer vom Stasi-Untersuchungsgef?ngnis Berlin-Hohensch?nhausen entfernt. Trotzdem stellte der Ort und alles, was in seinen Mauern geschah, einen Fremdk?rper dar, etwas, das nicht in meine Erinnerung und Vorstellung passte. In den Monaten und Jahren nach dem Besuch in Venedig besch?ftigte ich mich intensiver mit dem Thema der Repressionen in der damaligen DDR. Aus ein paar Gedanken und Reimen entstand im Laufe mehrerer Wochen dieser Text, die Ballade von Uomo Sospiro. Er gab mir die M?glichkeit, dieses Kapitel der deutschen Geschichte als das zu erkennen, was es war: dunkel, furchtbar, unmenschlich! Themen und Verse wurden Ausdruck und Ergebnis meiner eigenen Besch?ftigung; eine Fiktion. Ein Dichter ist f?r mich ein Mensch, der Vorhandenes, das ihm zu viel oder zu wenig erscheint, zu neuen Formen dichtet, der «zaubert», wie ein Dichter vor einigen Jahrzehnten in seiner Familie bezeichnet wurde. Mit der Schwemme an Betroffenheits- und Verbl?ffungsliteratur, die traditionsreiche Verlage auf falschem Kurs in der kakophonischen Gegenwart der sich gegenseitig neutralisierenden Stimme anbieten, hat dieser Text gar nichts zu tun! Ich glaube sogar, dass den Verlagen wie Volksparteien ihre Mitglieder die LeserInnen ausgehen, aussterben k?nnten, wenn sie nicht zur?ckkehren und Menschen als DichterInnen ins Zentrum ihres Gesch?fts stellen, die alles sein k?nnen, nur keine Wohlstandsmenschen mit feststehendem Reglement der ?sthetik.
  • Bookwire
  • 9783754170021

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